Mittwoch, 1. Juni 2011

Kamel + Dromedar

Kamel + Dromedar

Ein Kamel im heißen Sand,
einsam und verlassen,
ist bei Vollmond durchgebrannt.
Keiner kann es fassen.

Niemand kennt den Aufenthalt.
Wüstensöhne suchen
nach gehökerter Gestalt,
und man hört ihr Fluchen.

Das Kamel zieht sehr verschreckt
durch den Staub der Straße.
Doch sein Kompass hat entdeckt:
Palmen und Oase.

Dort wird schlürfend aufgetankt.
Wasser wird gespeichert.
Da es auch an Futter krankt,
wird es angereichert.

Plötzlich steht ein Dromedar
neben seinen Hufen.
Einsamkeit ist nicht mehr wahr,
und aus beiden wird ein Paar.
(Der Traum kommt wie gerufen.)

Roman Herberth

Schwarzgefleckter Käfer

Schwarzgefleckter Käfer

Ein schwarzgefleckter Käfer streunt
durch seine Heimatwiese.
An einem Grashalm lehnt sein Freund
und nippt am Frischgemüse.

Den Beiden fehlt das Augenlicht,
da hilft auch keine Brille.
Du fragst warum, ich weiß es nicht.
Hier waltet fremder Wille.

Der Tastsinn plant die Käferspur.
Die Beinchen sind wie Schüler.
Sie geh'n zu sechst und folgen nur
dem Rat der Vorder-Fühler.

Der Käfer kommt fast aus dem Tritt.
Er kann Vertrautes riechen.
Und er beschließt beim nächsten Schritt,
der Nase nach zu kriechen.

Der Freund ist freudig angetan.
Die Fühler dürfen "schwätzen".
- Man sieht daran, ein Riechorgan
kann einen Blick ersetzen.

Roman Herberth

Die Fiege an der Wand

Die Fliege an der Wand

Mich stört die Fliege an der Wand.
Sie soll sofort verschwinden.
Sie bringt mich noch um den Verstand.
Das will ich unterbinden.

Ich fordere sie höflich auf,
das Zimmer zu verlassen.
Sonst nimmt mein Ärger seinen Lauf,
dann fliegen Untertassen.

Das Flugobjekt hockt ungerührt.
Ich stelle es zur Rede.
Und meine Faust schlägt ungeniert
die bunte Stofftapete.

Es rumpelt mir im Bauch die Wut.
Der "Treffer" ging ins Leere.
Ich sehe rot. Es kocht mein Blut.
Gekränkt ist meine Ehre.

Die Fliege hat vor nichts Respekt
und lässt sich nicht verjagen.
Ich werde sie -im Endeffekt-
bis auf weiteres ertragen
(müssen).

Roman Herberth

Die Schnecke

Die Schnecke

Die Schnecke schleppt ihr Wohnmobil.
Es schwankt auf ihrem Rücken.
Vom Rasen hält sie nicht sehr viel.
Sie liebt das Blumen-pflücken.

Woher sie kommt. Wohin sie eilt.
Bei jeder Atempause,
selbst wenn sie in der Fremde weilt,
ist sie bei sich zuhause.

Am Abend braucht sie kein Hotel
und keine fremden Betten.
Doch bei Gefahr kann sie sich schnell
in ihr Gehäuse retten.

Im Wohnmobil ist sie der Boss.
Dort kann sie lauthals lachen.
Sie schiebt den Riegel in das Schloss.
Und niemand kann sie dann -
zur Schnecke machen.

Roman Herberth

Kinderträume

Kinderträume

Der Mond hat sich verfangen.
Das Blattwerk hält ihn fest.
Die Eulenkinder bangen
und fürchten um ihr Nest.

Sie rufen nach der Mutter.
Doch die ist außer Haus
und fängt das Vogelfutter
in Form von einer Maus.

"Ihr braucht doch nicht zu schreien.
Ich habe mich vertan
und bitte um Verzeihen,
ich flog aus meiner Umlaufbahn."

Der Mond entflieht den Zweigen
und eilt in seine Welt.
Der Baum hüllt sich in Schweigen,
was auch dem Mond gefällt.

Die Mutter kommt vom Mäuse-rauben
und hört, sie habe viel versäumt.
Natürlich kann sie es nicht glauben.
Sie denkt bei sich:
"Die Kinder haben schlecht geträumt!"

Roman Herberth

Geknickt

Geknickt

Mein Vogel hält den Plapperschnabel,
denn eine Feder ist geknickt.
Er fühlt sich mies und miserabel,
wenn er auf sein Gefieder blickt.

Die Körnermischung lässt er liegen
und auch den frischen Kopfsalat.
Er möchte nicht im Zimmer fliegen,
er fühlt sich krank und nicht auf Draht.

Verdrossen grübelt er im Käfig
und brütet seine Laune aus.
Darüber wird sein Körper schläfrig.
Nun schnarcht und sägt das Vogelhaus.

Bereits in aller Herrgottsfrühe,
bevor der Hahn sein Ständchen singt,
bevor der Tag mit größter Mühe
die Sonne auf den Bergkamm bringt,

entwirrt mein Vogel sein Gefieder
und überlistet seine Nacht.
Sein Schnabel schmettert frohe Lieder.
Er hat die umgeknickte Feder gerupft
- und zur Vernunft gebracht.

Roman Herberth

Guten Abend

Guten Abend

Der Abend ist im Gange.
Am Himmel thront der Mond.
Die Hühner sind schon lange
auf ihrer Hühnerstange.
Sie sind es so gewohnt.

Am Himmel funkeln Sterne.
Der Große Wagen steht.
Er parkt in weiter Ferne
weitab von der Laterne,
an der ein Falter seine Runden dreht.

Nun wird es still und leise.
Es zieht der Abendwind
die altbewährten Kreise.
Und Eulen glotzen weise ...
wenn sie nicht gestorben sind.

Roman Herberth

Anders als man denken könnte

Anders - als man denken könnte

Die Hennen flattern aufgeregt
und gackern ohne Pause.
Die Schnäbel klappern unentwegt.
Es lärmt im Hühnerhause.

Bis in den Wald tönt das Geschrei.
Ein Fuchs denkt sich im Stillen.
"Ich geh' mal hin und schau' vorbei,
und werde meinen Magen füllen."

Er schleicht geduckt zum Waldesrand.
Dann schlägt er einen Bogen
um einen hohen Jägerstand.
Denn er ist schlau und gut erzogen.

Zum Hühnerhof gelangt er gleich.
Der Zaun hat seine Lücken.
Und er betritt das Hühnerreich
mit schelmischem Entzücken.

Noch immer schimpft der Hühnerstall.
Die Hennen sind gefangen.
Der Bauer schürte den Krawall.
Sein Plan ist aufgegangen.

Der Fuchs erkennt den Hinterhalt
und stürzt zum Zaun um durchzuschlupfen.
Er wär' am liebsten schon im Wald,
mit ihm will man ein Hühnchen rupfen.

Roman Herberth

Horrorgeschichte

Horrorgeschichte

Es lebte gut versteckt im Heu,
es war kaum zu entdecken,
ein Tierchen - schüchtern, voller Scheu.
Doch fand man es, erweckte neu
das Tierchen einen Schrecken.

Wie viele Schrecken hat das Tier.
Das war die große Frage.
Man rätselte: Wahrscheinlich vier.
Man suchte eins - im Heurevier.
Das Suchen war 'ne Plage.

Das kleine Tierchen nahm Reißaus
mit vielen Artgenossen.
Sie querten Wüsten mit Gebraus.
Sie hielten Rast bei jedem Haus
und fraßen grüne Sprossen.

Doch einige, die kehrten um.
Im Heu sind sie der Schrecken.
Ich frage mich schon lang warum,
benennt man dieses Tier so dumm?
Was mag dahinter stecken?

Roman Herberth

Dienstag, 31. Mai 2011

Der Esel will im Frühling aufs Eis

Der Esel will im Frühling aufs Eis

Der Esel eilt zum Karpfenteich
und möchte sich den Fuß verstauchen.
Der Frühling spielt ihm einen Streich:
Er lässt die Eisschicht untertauchen.

Der Esel schimpft und zetert laut.
Er meckert gleich der Ziegenherde.
Worauf der Hecht erschrocken schaut.
Der Eselhuf stampft auf die Erde.

"Ich habe es doch gut gemeint",
versichert ihm die Frühlingssonne.
"Und was dir fluchenswert erscheint,
das ist für andre eine Wonne!"

"Du schuldest mir den Eiskunstlauf!
Ich bin ein Esel ohnegleichen.
Und alles andre regt mich auf. -
Du kannst mir doch kein Wasser reichen!"

Der Frühling war zutiefst verletzt
von diesen frechen Eseleien.
Er hat sich fürchterlich entsetzt.
Und seine Wut fing an zu schneien.

Die Flocken fielen Tag und Nacht.
Ein kalter Wind kam aus dem Osten.
Dem Frühling blüht die Winterpracht,
- und nur der Esel
kommt auf seine Kosten.

Roman Herberth

Der Regenwurm

Der Regenwurm

Im Boden hat ein Regenwurm
sich häuslich eingerichtet.
Er hat auf seinen Hifi-turm
natürlich nicht verzichtet.

Sein Fressen holt er vom Kompost.
Er wühlt sich durch die Reste.
Und schwärmt: "Die frische Hausmannskost
ist immer noch das Beste."

Nach jeder Mahlzeit zieht er sich
zurück in seine Wohnung.
Und gönnt sich, falls erforderlich,
ein Schläfchen zur Belohnung.

Doch wenn die Wolken ungehemmt
aus allen Nähten platzen,
wird seine Wohnung überschwemmt,
dann schimpft er wie die Spatzen:

"Das Wasser stinkt mir kolossal!
Es kommt mir ungelegen.
Ich muss hinauf, verflixt noch mal
und wurme dann im Regen!"

Roman Herberth

Ein Nacht-ent-Falter

Ein Nacht-ent-Falter

Erst wenn dem Mond ein Licht aufgeht
durch fern bedienten Schalter,
beginnt, weil es im Zeitplan steht,
die Nachtarbeit der Falter.

Ihr Wirkungskreis ist eingegrenzt.
Man schwirrt nicht in die Ferne.
Man fliegt zum nächsten Ding, das glänzt,
zum Beispiel zur Laterne.

Doch auch bei Oper, Kunstgedicht:
Die Falter huschen nächtlich
im Scheinwerfer- und Rampenlicht.
Der Beifall rauscht beträchtlich.

Im Taumel sucht ein armer Tropf
sein Glück und eine Bleibe.
Jedoch er stösst mit seinem Kopf
nur an die Fensterscheibe.

Jetzt nimmt er seinen Fuß vom Gas.
Das Flugzeug wird gefaltet.
Kopfüber sitzt er auf dem Glas,
bis er die nächste Nacht gestaltet.

Roman Herberth

Die Wespe

Die Wespe

Sind diese Birnen ausgereift?
Die Wespe will es testen.
Sie beißt hinein und sie begreift:
Das Zeug schmeckt süß am besten.

Ihr schwarz und gelb gestreiftes Kleid,
die einzige Klamotte,
beweist: Die Wespe ist gescheit
und sparsam wie ein Schotte.

Sie findet Zuckerstückchen toll
und liebt die Limonaden.
Sie nimmt den Rüssel rand und voll,
doch manchmal geht sie baden.

Die Wespe nascht am Tellerrand.
Und schlürft auch schwarze Brühe.
Dann hat ihr Schlaf, das ist bekannt,
am Abend seine Mühe.

Um einen Apfel steppt ihr Schritt.
Es lächeln Vitamine.
Am Nachbarapfel steppt es mit,
dort tanzt die flotte Biene.

Roman Herberth

Künstlerpech

Künstlerpech

Zwischen Haus und Regenrinne
klettert kreuzfidel die Spinne.
Und sie fädelt sich ein Netz
streng nach dem Naturgesetz.

Keiner musste sie beraten.
Und sogar den Klebefaden
hat sie selber hergestellt.
Einwandfrei! Die Sache hält.

Um das Richtfest einzuleiten,
fehlt es noch an Kleinigkeiten.
Noch einmal wird abgeseilt.
Hier gestrafft und dort gestylt.

Schließlich liegt sie auf der Lauer.
Und bereits nach kurzer Dauer
fängt sie ein: Ach Menschenskind!
Und sie schreibt es in den Wind.

Um den Ärger zu verdauen,
fängt sie an, neu aufzubauen.
Klebstoff wird frisch angesetzt.
Und das Werk erneut vernetzt.

Roman Herberth

Am Weiher

Am Weiher

Idyllisch liegt der stille Weiher.
Und die Natur hält sich im Lot.
Hier angeln stelzenhohe Reiher
im dichten Schilf ihr Pausenbrot.

Es helikoptert die Libelle.
Sie fliegt dahin und stoppt und steht,
und rührt sich nicht mehr von der Stelle,
bis es beflügelt weitergeht.

Die Rose wäscht sich ihre Füße,
und strahlt dabei in gelber Pracht.
Die Enten zupfen am Gemüse.
Und abends sagt ein Fuchs: "Gut Nacht!"

Es pappelt eine Augen-Weide.
Und manchmal klopft sie auf den Busch.
(der steht ihr immer treu zur Seite).
Das trifft ihn wie ein kalter Tusch.

Roman Herberth

Der Laubfrosch

Der Laubfrosch

Der Laubfrosch raschelt durch die Blätter.
Im Frühling purzelt er im Klee.
Er fühlt sich wohl bei jedem Wetter
und abends quakt sein Maul am See.

Zur Paarungszeit, am stillen Weiher,
singt er vereint im Tümpelchor.
Es schläft der Storch. Es ruht der Reiher.
Das passt dem Bass und dem Tenor.

Dann tanzt das Schilf, die Gräser summen
im Takt und ohne Dirigent.
Vor Mitternacht wird es verstummen,
weil jeder Frosch auch gerne pennt.

Roman Herberth

Montag, 30. Mai 2011

Der Spatz

Der Spatz

Es tschilpt aus grünen Hecken,
auf jedem freien Platz.
An allen Straßenecken
umflattert dich ein Spatz.

Er mischt sich unter Tauben.
Und wird nicht angepickt
beim Leckerbissen-Rauben.
Den ihm der Himmel schickt.

Flink schnappt er sich die Beute,
und greift zum Speiseplan.
Und denkt: "Das reicht für heute!
Die Arbeit ist getan."

Gesättigt bis zum Platzen.
Nun folgt der Nachgesang,
das Tschilpen und das Schwatzen
mit auserwählten Spatzen
bis hin zum Mondaufgang.

Roman Herberth

Die Möwe

Die Möwe

Trotz Rücken-, Gegen-, Seitenwind!
Die Möwe geht zum Segeln.
Denn sie erlernte schon als Kind
den Sport nach allen Regeln.

Ihr Bootsrumpf ist nie festgeklinkt.
Sie nutzt die kleinste Brise
und gleitet federnd und beschwingt
vorbei an Strand und Wiese.

Zuweilen jagt sie wie ein Pfeil
durch Meeresgischt und Brandung.
Sie bleibt wie-durch-ein-Wunder heil,
und setzt dann an zur Landung.

Die Möwe kreuzt den Ozean.
Dort dampfen Fischerkutter.
Es ändert sich der Speiseplan.
Ein Seemann schenkt ihr Futter.

Mit 30 Knoten oder mehr
zurück zur blauen Boje.
Vom Segeln sind die Flügel schwer.
(Noch 5 Minuten - bis zur Koje.)

Roman Herberth

Die Vogeleisenbahn

Die Vogeleisenbahn

Der Sommer eilt zur Garderobe
und greift nach Stock und Hut.
Der Herbst beginnt mit seiner Probe.
Das Schauspiel klappt schon gut.

Am Acker igeln sich die Stoppeln.
Das Korn ist eingesackt.
Der Hase muss ins Maisfeld hoppeln,
wenn ihn der Hunger packt.

Die Sonne kommt nicht aus den Federn.
Der Wecker schrillt bei Nacht.
Und leiser wird das Vogelzetern,
denn Schwarm auf Schwarm
wird mit der Vogeleisenbahn
nach Afrika gebracht.

Roman Herberth

Die Mücke

Die Mücke

Die Mücke sticht nicht nur zum Spaß.
Auch sie muss sich ernähren.
Sonst beißt sie garantiert ins Gras
und wird nicht lange währen.

Sie saugt sich voll bei Mann und Frau,
ob jung, ob antiquarisch.
Sie schlürft vom Blut und sei es blau,
und pfeift auf vegetarisch.

"Was soll der dumme Futterneid?
Um ihn wird nie gestritten.
Ein Imbiss reicht der Zweisamkeit
und auch noch einem Dritten."

Die Nacht ist lau und sommerlich.
Ein Schnarcher ohne Decke.
Es folgt ein kurzer Mückenstich -

(Das Licht geht an. Es schlägt die Wut
das frisch gezapfte Menschenblut)
- und bringt den Störenfried zur Strecke.

Roman Herberth

Die Mausefalle

Die Mausefalle

Auf meinem Konto bei der Bank
sind alle Mäuse "tierisch krank".
Sie kommen schwach dahergekrochen,
ganz mager, blass, nur Haut und Knochen.

Der Grund des Übels ist bekannt.
Der "Wohlstand" drückt sie an die Wand.
Das meiste frisst die "Katzen"-Steuer,
ein nimmersattes Ungeheuer.

Im zweiten Akt melkt sie mit Schwung
die Gilde der Versicherung.
Das Mäusevolk ist hier zu feige.
Es wehrt sich nicht und geht zur Neige.

Ein Mäuschen hier, ein Mäuschen dort,
die großen Mäuse ziehen fort.
Je nach Kalender sind Gebühren
an irgendjemand abzuführen.

Und dadurch schrumpft der Mäusestaat.
Die Sparsamkeit weiß nur den Rat:
Du musst den Gürtel enger schnallen.
Und - Augen auf bei Mäusefallen.

Roman Herberth

Ein Bauherrn-Modell

Ein Bauherrn-Modell

Der Fuchs erweitert seinen Bau.
Er wühlt und furcht und baggert.
Es hat ihn nämlich seine Frau
schon tagelang beackert.

Das Erdreich: hart. Der Bauherr schwitzt.
Die Pfoten: angeschwollen.
Mit Balken wird der Gang gestützt,
denn dadurch hält der Stollen.

Zum Fünf-Uhr-Tee: die Tat vollbracht.
Beim Richtfest: Hoch die Tassen!
Der Fuchs küsst seine Frau und lacht:
"Das kann sich sehen lassen.

Die Holzverstrebung so massiv
wie Stahlbeton und Eisen.
Mein Ehrenwort, hier rutscht nichts schief.
Das kann ich dir beweisen."

Dann hämmert er aus Spaß und Jux
am nagelneuen Stollen.
Die Hölzer fallen auf den Fuchs,
...
seitdem ist er verschollen.

Roman Herberth

Allein mir fehlt ...

Allein mir fehlt ...

Die Taube turnt am Schornsteinrand.
Sie trippelt mit den Zehen.
Und fliegt zum nächsten Imbissstand,
um sich dort umzusehen.

Dort wird gegurrt, beäugt, benickt,
und Neues durchgehäckselt.
Sie schnäbelt aus und wird gepickt,
bis sie den Standort wechselt.

Die Taube ist bestimmt nicht taub.
Sie macht sich flugs und gründlich
beim kleinsten Anlass aus dem Staub,
denn sie ist lärmempfindlich.

Wenn sie den Futterplatz umkreist
und nach den Körnern spurtet,
dann gurrt sie flatternd, und das heißt:
"Ich bin nicht angegurtet!"

Den Frieden bringt die Taube mit,
so lehrt ein alter Glaube.
Und so erzählt ein Scherenschnitt;
allein mir fehlt ... die Taube.

Roman Herberth

Die Eule

Die Eule

Ob Glitzersterne funkeln,
ob sich der Mond bedeckt,
die Eule sieht im Dunkeln.
Und nichts bleibt ihr versteckt.

Wenn sich die Tagesreise
bis morgen früh vertagt,
dann fliegt die Eule leise
auf Pirsch und Mäusejagd.

Ihr Hochsitz: eine Buche.
Die Brille wird poliert.
Damit die Nahrungssuche
auch zu Erfolgen führt.

Die Nacht wird ausgeblendet.
Die Eule u-u-uht, das heißt:
"Die Brotzeit ist beendet.
Ich habe g-u-u-uht gespeist!"

Nun flattert sie bedächtig
zurück zu ihrem Nest.
Dort wird am Tag genächtigt.
(Denn was sich eult -
hat bis zum Abend: Hausarrest.)

Roman Herberth

Habicht und Fuchs

Habicht und Fuchs

Der Gockel bläst zum Großalarm.
Er kräht die Stimme heiser.
Doch auf der ganzen Hühnerfarm
wird es kein bisschen leiser.

"Seid endlich mucks- und mäuschenstill!
Gebt acht auf eure Küken.
Ein Habicht kreist. Ein Habicht will
ein Hähnchen-klein verdrücken!"

Das hat die Hennen aufgeschreckt.
Sie stürzen zu den Zäunen,
wo ihre Kinder gut versteckt
und unbekümmert streunen.

"Ihr flieht sofort ins Hühnerhaus.
Befehl von eurem Vater.
Den führt ihr augenblicklich aus.
Und bitte kein Theater."

Der Habicht macht auf Überfall.
Das sammelt das Zerstreute.
Der Fuchs sitzt schon im Hühnerstall
und wartet auf die Beute.

Geteilt wird nachher brüderlich.
Der Raubzug reicht für beide.
"Ein Hühnchen, du, ein Hühnchen, ich."
Dann suchen sie das Weite.

Roman Herberth

Auf der hohen Kirchturmspitze

Auf der hohen Kirchturmspitze
zieht ein grauer Wetterhahn
in der Kälte, in der Hitze
einsam seine enge Bahn.

Immer steht er auf dem Posten.
Wenn ein Schauer ihn ergreift,
schaut sein Schnabel meist nach Osten,
weil vom Meer ein Westwind pfeift.

Einem Sturm die Stirn zu bieten,
fiele ihm im Traum nicht ein.
Daher hat er seinen Frieden.
Das ist gut. So soll es sein.

Keine Wahl hat er getroffen,
seit er auf dem Kirchturm steht.
Doch für jede Richtung offen,
falls der Wind ihn dorthin dreht.

Roman Herberth

Schwarzgefleckter Freund

Schwarzgefleckter Käfer

Ein schwarzgefleckter Käfer streunt
durch seine Heimatwiese.
An einem Grashalm lehnt sein Freund
und nippt am Frischgemüse.

Den Beiden fehlt das Augenlicht,
da hilft auch keine Brille.
Du fragst warum, ich weiß es nicht.
Hier waltet fremder Wille.

Der Tastsinn plant die Käferspur.
Die Beinchen sind wie Schüler.
Sie geh'n zu sechst und folgen nur
dem Rat der Vorder-Fühler.

Der Käfer kommt fast aus dem Tritt.
Er kann Vertrautes riechen.
Und er beschließt beim nächsten Schritt,
der Nase nach zu kriechen.

Der Freund ist freudig angetan.
Die Fühler dürfen "schwätzen".
- Man sieht daran, ein Riechorgan
kann einen Blick ersetzen.

Roman Herberth

Das Krokodil

Das Krokodil

Es war einmal ein Krokodil.
Sein Auge hat geregnet.
Das ist mir zwischen Köln und Kiel
im Bummelzug begegnet.

Wir saßen im Abteil zu zweit,
und äugten in die Landschaft.
Erst übten wir die Schweigsamkeit,
dann schlossen wir Bekanntschaft.

Ich fragte nett: "Wie heißen Sie?"
Da knirschte es die Zähne,
und schluchzte laut von vis-a-vis:
"Im Deutschen sagt man: Träne.

Was auch geschieht, ich weine nur.
Die Nase meist gerötet.
Verkümmert ist die Frohnatur.
Vielleicht schon abgetötet.

Ich überlege her und hin.
Der Fluss kommt nicht ins Stocken.
Und ganz egal wo ich auch bin:
Mein Auge bleibt nicht trocken!"

Ich traf einmal ein Krokodil
mit kurzen, grünen Beinen.
Das hatte nur das eine Ziel:
Es wollte nie mehr weinen.

Roman Herberth

Die Kellerassel

Die Kellerassel

Die aufgekratzte Kellerassel
sitzt leise wimmernd im Schlamassel.
Sie riecht nicht mehr den Moderduft.
In ihrem Kopf herrscht dicke Luft.

Sogar in ihrer Lieblingsecke
bringt sie der Rauhputz fast zur Strecke.
Er bröckelt ab, dann fällt er tief.
Lawinen aus dem Felsmassiv.

Das geht durch Mark und auf die Knochen.
Das Rückgrat hat man ihr gebrochen.
Sie hat zwar keins. Es schmerzt sie doch.
Verstimmt kriecht sie ins letzte Loch.

Die Kellerassel wird genesen.
Ihr Hautkontakt mit einem Besen
war nicht geprägt von Sympathie.
Zu garstig war das Borstenvieh.

Roman Herberth

Die lahme Ente

Die lahme Ente

Sie watschelt immer hinterher.
Das liegt nicht am Gelände.
Sie ist, das nimmt sie furchtbar schwer,
nur eine lahme Ente.

Von Kükenbeinen an schien klar:
Wie sehr sie sich auch hetzte;
sie kam nicht mit, und blieb, und war
mit Abstand stets die letzte.

"Jetzt reicht's, ich jogge nun im Kreis.
Trainiert wird alle Tage.
Bald gibt es keinen Trost als Preis
und keine Niederlage."

Die lahme Ente rennt und rennt
vorbei mit Seitenstechen.
Sie krault im nassen Element.
Und achtet ihr Versprechen.
...

Das Wörtchen 'lahm' ist fehl am Platz.
Es sucht daher behände
an allen En(d)(t)en nach Ersatz.
Der Vorgang findet bald ein(e) En(d)(t)e.

Roman Herberth

Elefantös

Elefantös

Der weltbekannte Elefant
erträgt im Sommer und im Winter
sein dickgehäutetes Gewand.
Dasselbe gilt für seine Kinder.

Es juckt ihn nicht der 'letzte Schrei'.
Und aus Paris die neu'ste Mode
ist ihm egal und einerlei.
Denn Null-Punkt-Null: die Umziehquote.

Statt Hahn-Geschrei und Wecker-Krach
wird früh am Morgen laut trompetet.
Das macht die taubste Dickhaut wach.
Zum Aufsteh'n wird sie überredet.

Dann durch den Wald auf schnellstem Pfad
zum Tümpel und zur Wasserschüssel.
Dort nimmt man ein Erfrischungsbad,
als Duschkopf dient der lange Rüssel.

Roman Herberth

Mein Steckenpferd

Mein Steckenpferd

Ich reite auf dem Steckenpferd.
Mein Stiefel steckt im Bügel.
Der Weg so weit, so unbeschwert.
Kein Fremder zerrt am Zügel.

Verlassen liegt der Pferdestall,
die Box, das Stroh, das Futter.
Kein Steckenhieb, kein Peitschenknall.
Und alles ist in Butter.

Im Schritt, im Trab und im Galopp.
Verhalten und verwegen.
Am Hindernis ein scharfer Stopp,
sonst steuern wir dagegen.

Mein Steckenpferd ist apfelfrei.
Es schnaubt nicht mit den Nüstern.
Doch schaust du mal bei mir vorbei,
dann wird es dir was flüstern.

Roman Herberth

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Kamel + Dromedar
Kamel + Dromedar Ein Kamel im heißen Sand, einsam...
Roman123 - 1. Jun, 07:07
Die Fiege an der Wand
Die Fliege an der Wand Mich stört die Fliege an der...
Roman123 - 1. Jun, 07:07
Schwarzgefleckter Käfer
Schwarzgefleckter Käfer Ein schwarzgefleckter Käfer...
Roman123 - 1. Jun, 07:06
Die Schnecke
Die Schnecke Die Schnecke schleppt ihr Wohnmobil. Es...
Roman123 - 1. Jun, 07:05
Geknickt
Geknickt Mein Vogel hält den Plapperschnabel, denn...
Roman123 - 1. Jun, 07:05

Links

Suche

 

Status

Online seit 4722 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 1. Jun, 07:07

Credits


Tierreim
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren